13.02.24
kWhel vs. kWhth - Elektroheizung oder Gasheizung
Elektrisch heizen oder auf Gas setzen? KWhel vs. kWhth: Ein Blick auf Transparenz, Effizienz und Kosten
In der Welt der Energie treten oft verschiedene Maßeinheiten auf, die dich als Verbraucher verwirren und mit denen du nichts anfangen kannst. Bei den Energiekosten gibt es zwei solcher Einheiten: kWhel und kWhth. Was genau bedeuten diese Abkürzungen? Wie stehen sie zueinander, und welchen Einfluss haben sie auf die Wahl zwischen einer elektrischen Heizung und einer Gasheizung? Dieser Blogbeitrag klärt diese Fragen und hilf dir, die Welt der Energieeffizienz besser zu verstehen.
Was ist Energie und wie wird sie angegeben?
Energie ist eine physikalische Größe und beschreibt die Fähigkeit, mechanische Arbeit zu verrichten, Wärme abzugeben oder Licht auszustrahlen. Im internationalen Einheitensystem wird sie in Joule angegeben. Ein Joule (J) entspricht einer Wattsekunde (W⋅s). Watt ist die Einheit der Leistung. Wenn es um Energieverbrauch geht, dann spricht man oft von Kilowattstunden (kWh), was nichts anderes darstellt als die Energiemenge, die bei einer Leistung von 1 W innerhalb einer Stunde (h) umgesetzt wird. Kilo kommt vom Altgriechischen und bedeutet “tausend”. Eine kWh entspricht also 1000 Wh.
Was ist der Unterschied zwischen kWhel und kWhth?
KWhel steht für "Kilowattstunden elektrisch". Sie gibt an, wie viel elektrische Energie in einer Stunde umgesetzt wird.
Du nutzt kWhel um zu sehen, wie viel elektrische Energie du verbrauchst oder erzeugst, was von deinen Küchengeräten über die Beleuchtung bis zur elektrischen Heizung reicht. Deshalb findest du die Einheit kWhel sowohl auf deiner Stromrechnung als auch zum Beispiel in den Erzeugungsdaten deiner Solaranlage wieder.
KWhth steht für "Kilowattstunden thermisch". Sie gibt an, wie viel Wärme in einer Stunde von einer Wärmequelle abgegeben wird. Hierbei werden die Verluste durch zum Beispiel Abgase, Abstrahlungen oder andere Einflussfaktoren berücksichtigt.
KWhth hast du vermutlich auf deiner Gas- oder Ölrechnung schon mal gelesen, denn damit zeigt dir dein Anbieter die Menge an thermischer Energie, die durch die Verbrennung von Brennstoffen wie Gas, Öl oder Biomasse entstehen.
Der Hauptunterschied beider Einheiten liegt also in der Energieform. Wenn "kWhel" angegeben ist, bedeutet dies, dass die verbrauchte Energie elektrisch ist. Wenn die Einheit "kWhth" angegeben ist, wird die umgesetzte Energie thermisch gemessen.
Wie misst und berechnet man die beiden Energieeinheiten?
Bei kWhel erfolgt die Messung direkt durch deinen Stromzähler. Dieser erfasst den elektrischen Energieverbrauch in Kilowattstunden.
Die Umrechnung von der Leistung in Watt (W) in kWhel ist einfach:
Leistung in kW×Zeit in Stunden=kWhel
Bei kWhth ist die Sache etwas komplizierter, da sie von der Effizienz des Heizsystems und den Eigenschaften des verwendeten Brennstoffs abhängt. Die Umrechnung von Brennstoffen in kWhth erfordert die Kenntnis des spezifischen Energiegehalts des Brennstoffs und des Wirkungsgrads deines Heizsystems.
Ein Beispiel mit Erdgas:
1. Bestimmung des Energiegehalts im Erdgas
Angenommen, du verbrauchst einen Kubikmeter Erdgas. Dieser enthält 35,17 Megajoule (MJ) an Energie. Um diese Zahl in kWh umzuwandeln, dividierst du sie durch 3,6, da eine Kilowattstunde (kWh) 3,6 MJ entspricht. Das Ergebnis ist, dass ein Kubikmeter Erdgas ungefähr 9,77 kWh an Energie bereitstellt.
2. Die Effizienz deines Heizsystems
Nun kommt dein Heizsystem ins Spiel. Es kann leider nicht 100 % der zugeführten Energie in Wärme umwandeln. Bei einem angenommenen Wirkungsgrad von 85 % nutzt dein Heizsystem effektiv 85 % der Energie des Erdgases, um Wärme zu erzeugen. Die Berechnung lautet: 9,77 kWh multipliziert mit 85 % ergibt ungefähr 8,30 kWh an nutzbarer thermischer Energie.
Das bedeutet konkret, dass du für jeden Kubikmeter verbrannten Erdgases rund 8,30 kWh Wärme erhältst, die zur Beheizung deines Zuhauses beiträgt.
kWhel und kWhth im Vergleich
Laut NDR betragen die Strompreise in Deutschland aktuell etwa 29 Cent pro kWhel* und die Gaspreise etwa 9 Cent pro kWhth**. Auf den ersten Blick scheint Gas die deutlich günstigere Option zum Heizen deines Hauses oder Wohnung zu sein. Allerdings solltest du beachten, dass hierbei weitere Faktoren eine Rolle spielen. Die eingebrachte Energie in das System muss nicht zwingend die gleiche sein, die der Heizkörper abgibt.
Beim Blick auf die Stromrechnung fällt auf, dass die Kilowattstunden (kWhel) direkt den Endverbrauch von Strom im Haushalt anzeigen. Eine Stromdirektheizung kann nahezu 100 Prozent des verbrauchten Stroms in Wärme umwandeln – ein klarer Vorteil für diese Heizmethode.
Anders als beim Strom wird die Gasmenge oft in Kubikmetern (m³) auf der Rechnung angegeben. Diese Menge wird in Kilowattstunden (kWhth) umgerechnet, um eine Vergleichbarkeit zu schaffen. Bei der thermischen Abrechnung unterliegt diese Umrechnung jedoch gewissen Ungenauigkeiten aufgrund von Schwankungen im Energieinhalt eines Kubikmeters Gas – abhängig von Druck und Temperatur.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die auf der Gasrechnung angegebenen kWhth nicht direkt die Wärme repräsentieren, die in der Wohnung genutzt wird. Zusätzlich beeinflussen der Wirkungsgrad des Heizkessels, Verluste beim Speicher und der Wärmeverteilung die tatsächlich genutzte Wärme.
Diese Faktoren führen zu einer Differenz zwischen den abgerechneten kWhth und der in der Wohnung verbrauchten Wärme.
Beispiel reale Kosten im Einfamilienhaus: Flächenspeicherheizungen vs. Gaszentralheizung
Wir nehmen unser Testhaus aus dem Blogartikel "Erfahrungsbericht Elektroheizungen - ein Einfamilienhaus mit Flächenspeicherheizungen beheizen" (4-Personen-Haushalt, Strom nur fürs Heizen, Warmwasser separat über Durchlauferhitzer) als Referenz. Dort werden im Durchschnitt jährlich ca. 4.500 kWhel zum Heizen benötigt.
Bei Kosten von 30 Cent wären das jährlich 1.350 EUR Heizkosten.
Beim Nachbarhaus (gleiche Bauweise jedoch ohne zusätzliche Innendämmung, Heizen / Kochen / Warmwasser, sehr sparsamer 2-Personen-Haushalt) werden auf der Gasabrechnung jährlich 19.000 kWhth aufgeführt. Zieht man hiervon als statistischen Mittelwerte ca. 300 kWhth fürs Kochen und 2.000 kWhth fürs Warmwasser ab, werden 16.700 kWhth für das Heizen aufgewendet.
Bei Kosten von 9 Cent ergibt das jährliche Heizkosten von 1.503 EUR.
Das Vorurteil, dass Heizen mit Strom (kWhel) teuer ist als das Heizen mit Gas (kWhth) kann zumindest in unserem realen Beispiel klar widerlegt werden. Unser Blogartikel „Heizen mit Strom oder Gas – was ist wirklich teurer“ beleuchtet das Thema noch näher.
Vor- und Nachteile bei der Nutzung von elektrischen Heizungen
Vorteile
Nachteile
Transparenz: Durch die klare Abrechnung kannst du den Stromverbrauch deiner elektrischen Heizungen direkt in Wärme umrechnen. Das ermöglicht eine einfache Berechnung der Kosten und eine genaue Abschätzung der erzeugten Wärmemenge.
Effizienzgewinn: Der Vorteil einer nahezu verlustfreien Umwandlung von elektrischer Energie in Wärme führt zu einer höheren Gesamteffizienz von E-Heizungen. Du kannst dich darauf verlassen, dass der Großteil der eingesetzten elektrischen Energie tatsächlich in nutzbare Wärme umgewandelt wird.
Flexibilität: Durch die Möglichkeit des dezentralen Heizens kannst du für jeden Raum deines Hauses individuelle Heizprogramme einstellen und somit gezielt dort sparen, wo der Raum gerade nicht genutzt wird.
Verbreitung / Bekanntheit: Elektroheizungen sind noch nicht so verbreitet und akzeptiert wie Gasheizungen. Durch ihre Einfachheit, werden aber nicht unbedingt Fachbetriebe zur Installation benötigt, außer evtl. Elektriker, wenn Leitungen neu gezogen werden sollen.
Strom teurer als Gas: Für das Heizen ist das Betriebsmittel Strom pro kWhel teurer als Gas pro kWhth .
Vor- und Nachteile bei der Nutzung von Gasheizungen
Vorteile
Nachteile
Verbreitung / Bekanntheit: Gasheizungen genießen eine hohe Verbreitung und Akzeptanz sowie umfassendes Know-how bei Handwerksbetrieben.
Gas günstiger als Strom: Für das Heizen ist das Betriebsmittel Gas pro kWhth günstiger als Strom für kWhel .
Geringer Wirkungsgrad: Gasheizungen haben einen niedrigen Wirkungsgrad von etwa 70-80 %, und bis zu 50 % der erzeugten Wärme können durch schlecht isolierte Rohre verloren gehen. Das bedeutet, dass viel Energie verschwendet wird.
Wartungskosten: Gasheizungen benötigen jährliche Wartung für Sicherheit. Dazu gehören Reinigung, Verbrennungsregulierung, Abgasrohrkontrolle und mehr. Die einmalige Wartung kostet etwa 150-200 Euro. Zusätzliche Kosten können für Reparaturen und Ersatzteile anfallen, sowie für Klempnerarbeiten bei Rohrlecks.
Emissionen: Die direkten Emissionen bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen für thermische Energie sind in der Regel höher als bei der Nutzung von Strom (Strommix in Deutschland im April 2023 bei 46 % erneuerbare Energie), insbesondere bei Nutzung von grünem Strom (100 % erneuerbare Energie).
KWhel vs. kWhth: Welches Heizsystem ist die bessere Wahl?
Wenn es um Heizsysteme geht, bieten elektrische Heizungen eine effiziente Option. Das direkte Verhältnis zwischen kWhel und kWhth macht die Berechnung der Kosten und die Abschätzung der erzeugten Wärme einfach. Das bedeutet, dass jede Kilowattstunde, die du in deine elektrische Heizung steckst, genau dieselbe Menge Wärme erzeugt. Im Vergleich dazu sind gasbetriebene Heizungen komplexer. Der niedrigere Wirkungsgrad und mögliche Energieverluste durch schlecht isolierte Rohre machen sie zu einer weniger effizienten und transparenten Option. Wenn du also Wert auf Transparenz, Effizienz und einfache Kostenplanung legst, könnten elektrische Heizungen die bessere Wahl für dich sein.
*https://www.ndr.de/nachrichten/info/Strompreis-aktuell-So-viel-kosten-die-Kilowattstunden,strompreis182.html#:~:text=Derzeit%20kostet%201%20kWh%20Strom%2027%2C9%20Cent%20f%C3%BCr%20Neukunden&text=Datenstand%3A%2013.01.2024.,und%20beziehen%20sich%20auf%20Neukunden.&text=Dieses%20Element%20liegt%20auf%20Servern,Einbettung%20auf%20unserer%20Datenschutzseite%20deaktivieren.
**https://www.ndr.de/nachrichten/info/Gaspreis-aktuell-wie-viel-kostet-Kilowattstunde,gaspreis142.html